Neuer Kandidat für die erste Mannschaft

Jens Holzhaus gewinnt 86 DWZ-Punkte und macht erste ELO-Halbwertung perfekt

Bericht aus Schwäbisch Gmünd von Hans-Walter Schmitt

Unser Shootingstar Jens Holzhaus (DWZ 1786, 199ster der Setzliste bei 319 Teilnehmern) bekam in der ersten Runde das deutsch/russiche Jungtalent Andrey Kalinichev (ELO 2245; Sohn von GM Sergey Kalinichev) zugelost. Für längere Zeit schien ein Remis möglich, schließlich verlor Jens Holzhaus jedoch im Endspiel gegen Kalinichevs Läuferpaar. Trotz der Niederlage war es ein verheißungsvoller Auftakt und im weiteren Verlauf des Turniers bestätigte sich seine gute Form. In einer Partie gegen den Tschechen Rous (ELO 2076) konnte er eine schlecht stehende Partie so verkomplizieren, daß der Tscheche schließlich noch in Zeitnot verlor. Später gelangen noch zwei Siege in taktisch scharfen Kurzpartien und am Ende des Turniers hatte Jens Holzhaus 5,5 Punkte aus 9 Partien gesammelt und erreichte den 79.Platz bei 319 Teilnehmern. Dies entspricht der relativen Performance von +120 Platzen (die beste aller Turnierteilnehmer), zugleich bedeutet dies eine Performance von DWZ 1988 / ELO 2103 (inoffizielle Turnierauswertung). Damit erzielte er seine erste ELO-Halbwertung und zusätzlich noch den ersten Ratingpreis in der Gruppe DWZ 1600 bis 1799 in Hohe von 80 Euro (entsprach dem gleichen Betrag fur den 13. Platzierten!!), der Internationale Meister Karl-Heinz Podzielny räumte als 14. nur 70 Euro ab.

Der zweite Teilnehmer von Frankfurt-West, Hans-Walter Schmitt und Schreiber dieser Zeilen spielte bis zur 6. Runde nahezu perfekt, bis er dann in der 6., 7. und 8. Runde nachträgliche Weihnachtsgeschenke verteilte. Zweimal Figurengewinne im 13. (forcierter Skandinavier) und 32. Zug (Springergabel) nicht realisierte und eine gewinnbare Schlußstellung remis gegeben. Völlig demoralisiert gewann er dann noch in der letzten Runde gegen eine DWZ-Maus und konnte somit mit 4,5 Punkten aus 9 Runden den Schaden in Grenzen halten - Performanz DWZ 1941 (+5) und ELO 1945 fur den Mülleimer. Statt einer ELO-Performance von 2325 (5 Partien) zu erzielen und zusammen mit der Zahl aus Deizisau 2001 von 2115 (8 Partien) eine ELO von 2220 stolz vor sich hertragen zu können, reichte es nach dem Dortmunder Open wieder nicht. Somit bleiben weiterhin die Bemühungen eine Elo-Zahl zu bekommen offen - schade um die vertane Chance, aber ich bin ja noch jung! Vielleicht klappt es ja später mal bei den Senioren?

Jens Holzhaus, DWZ 1786, 199 der Setzliste   	  Hans-Walter Schmitt, DWZ 1892, 163 der Setzliste
R. Gegner    Setzliste  DWZ   ELO  F.   Erg.	  Gegner       Setzliste  DWZ   ELO   F.   Erg.
1. Kalinichev,A.  (40) 0000  2245  w	  0	  IM Bunzmann,D.     (4) 2515  2469   w	     0		
2. Akin,S.	 (284) 1408  0000  s      1       Botond,L.	   (246) 1604  0000   s      1
3. Bunk,K.        (91) 2160  2109  w	  0	  IM Okhotnik,V.    (14) 0000  2399   w	     0
4. Schlotzer,W.  (269) 1486  0000  s      1       Botond,L.	   (230) 1665  0000   s      1
5. Rous,F.	 (106) 0000  2076  s      1       Rix,M.	   (280) 1443  0000   w      1
6. Raygrotzki,N. (110) 1829  2062  w	  1Fleischer,F.      (93) 1965  2108   s	     0
7. Chrz,P.	  (70) 0000  2150  s      0       Lederle,V.	    (77) 2071  2133   w     1/2
8. Machalek,B.   (122) 0000  2042  w     1/2	  Jurasin,M.        (65) 2168  2164   s	     0
9. Laustatter,C. (124) 1774  2037  s   	  1       Korber,H.	   (244) 1616  0000   w      1
Gesamt/Mittelwert(135) 1731  2103        5,5			   (139) 1881  2255         4,5		 		


Die Bedingungen in Schwäbisch Gmünd sind auf jeden Fall fantastisch gewesen, gute Unterkunft, hervoragendes Essen und excellente Spielbedingungen. Es ist allerdings immer wieder ein Makel, wenn einige wenige semiprofessionelle Schachspieler - meist aus dem Osten kommend - mit höchst unfairem Verhalten 1. die Turnierleitung überfordern und 2. einen unerfahrenen Turnierspieler betrügen und damit Punkte stehlen und letztendlich die gesamte Fairness der Schachspieler in Frage stellen. Allerdings bekommen diese Typen meistens von den Schiedsrichtern recht, aus formaljuristischen Gründen - die Moral oder die Vorbildfunktion bleibt völlig außen vor!

Regelkunde: Der Fall IM Vladimir Okhotnik (Ukraine)

Die Kadenz im Open war 2 Stunden fur 40 Züge und für den Rest der Partie hatten die Spieler 30 Minuten Zeit. Es wurde mit DGT-Uhren gespielt mit genauer digitaler Anzeige: hh.mm.ss! IM Okhotnik hatte noch 01.50.00 Zeit und der Amateur 00.01.25 der Schiedsrichter steht am Tisch, 40 Kiebitze drumherum. Ich hatte einen genauen Blick auf Uhr und Brett. Der Amateur reklamiert Remis als er ein Endspiel Turm gegen zwei Läufer gegen einen IM erreicht hatte, vergisst aber die Uhr anzuhalten, der Schiedsrichter sagt: "weiterspielen und zeigen". Die Partie lauft weiter ungefähr 25-30 Züge
werden geblitzt, der IM schreibt unleserlich mit der linker Hand, gleichzeitig zieht er und bedient die Uhr mit der rechten Hand, der Amateur hat jetzt nur noch 29 Sekunden auf der Uhr. Der Spieler protestiert verbal ein zweites Mal, er weis aber nicht mit welcher Taste er die DGT-Uhr anhalten soll - er probiert es verzweifelt mit der Neutralisierung der Kippstellung, keiner der Zuschauer sagt ihm wie das geht, und auch der Schiedsrichter hilft ihm nicht, die Uhr rennt weiter bis 19 Sekunden. Da wird es mir zu dumm und ich sage: "Drücke die Start/Stop Taste". Er findet sie auch und die Uhr zeigt nur noch 9 Sekunden. Auf dem Brett ist immer noch die gleiche Situation, wie 30 Züge zuvor. Auf Seite des Amateurs ein Turm und auf der Seite des IM Okhotnik zwei Läufer und sonst nichts mehr. Keine Mattgefahr für die Turmpartei, obwohl der Amateur mehrmals die Chance hatte auf der dritten Reihe einen der Läufer gegen seinen Turm zu tauschen und damit sofort ein Remis zu erreichen. Er achtete aber nur auf die Vermeidung der Läufergabel. Ich sagte zu dem IM: "Geben Sie Remis, Fairplay", er machte so, als verstünde er mich nicht, obwohl wir in der dritten Runde unsere Partie in deutsch/englisch analysiert hatten. Dann stellt doch tatsachlich der Schiri wieder die Uhr an und es kam wie es kommen muß. Die Uhr zeigte -00.00 Sekunden bei dem Amateur und der IM brachte es dann sogar fertig dem völlig perplexen Amateur die Unterschrift auf sein Partieformular abzuluchsen. Die Partie wurde 1:0 fur den IM Okhotnik gewertet und dies brachte wiederum mich als normaler Turnierteilnehmer auf die Palme. So wollte ich noch vor der nächsten Runde einen Protest einlegen und wenn dieser kein Erfolg hatte, einen Boykott anzetteln.

Das Schiedsgericht und die Hauptturnierleitung übereinstimmend auf meine Befragung:

Der "Am-Brett-Hilfs-Schiedsrichter" hat falsch gehandelt und falsch entschieden, aber der Spieler (Amateur) hat den größeren Fehler gemacht - er hat das Ergebnis- und Partieformular unterschrieben und damit das Ergebnis 1:0 - eingetragen von Okhotnik - formal anerkannt. Schluß und aus!! Ist doch schön und bequem, wenn man formaljuristisch argumentieren kann. Wo ist da im Schiedsgericht der Anwalt der schwächeren Spieler. Vorher gab es einige Falle, in denen durch Dusseligkeit beider Spieler anstatt 0:1, ein 1:0 in die Ergebnis- und Partieformular eingetragen wurden. Nach dem Aushängen der aktuellen Tabelle am nachsten Tag und der nachsten Auslosung entdeckten die beiden Spieler den Fehler und ließen dies andern. Hier ist es also möglich mit der Zustimmung beider Spieler das Ergebnis nachträglich zu ändern, obwohl durch die Unterschrift von den Spielern bereits das Ergebnis bestätigt war. Wäre jetzt der bevorteilte Spieler auf die Idee gekommen, unterschrieben ist unterschrieben, der Punkt gehört mir, hatte ihm keiner mehr den Punkt streitig machen können trotz 40 Zügen die gegen ihn aussagen würden. Kein Kommentar kann ich da nur sagen! Ich halte diese Art von Fairness und Regelauslegung unerträglich und nicht akzeptierbar. Die Turnierleitung inklusive Schiedsrichter müssen in diesen Fallen Flagge zeigen und den weniger geübten und ehrlichen Spieler von groben Betrügereien solcher Leute schützen. Die Kinder die zuschauten haben wieder einmal gesehen, wie man zu einem vollem Punkt unfair erschwindeln kann, ein schlechtes Vorbild und Beispiel, schade!